Hermas Box

Die Ostfriesischen Nachrichten haben am 27.11.25 über die Lage in dieser wichtigen Einrichtung ausführlich berichtet. Hier etwas gekürzt der Wortlaut. 

Steht Hermas Box bald selbst auf der Straße?

Text und alle Bilder von Nicole BöningDirk Sondermann am Vereinsbulli. Damit macht sich der stellvertretende Vorsitzende von Hermas Box auch an diesem Mittwoch auf den Weg zum Tagesaufenthalt für Obdachlose in Aurich. Foto: Nicole Böning

Dirk Sondermann am Vereinsbulli. Damit macht sich der stellvertretende Vorsitzende von Hermas Box auch an diesem Mittwoch auf den Weg zum Tagesaufenthalt für Obdachlose in Aurich.

 

Der Wiesmoorer Verein Hermas Box versorgt Hunderte Bedürftige und Obdachlose. Doch jetzt muss er sein Lager in Marcardsmoor räumen – und steht selbst bald ohne Dach über dem Kopf da. ..Die Regale an den Wänden sind bis obenhin mit Fertigsuppen, Konservendosen, Nudeln und Hygieneartikeln gefüllt. Dazwischen Kartons voller haltbarer Spenden. An der Wand gegenüber der Tür brummt ein großer Kühlschrank, daneben steht eine ebenso riesige Kühltruhe. Viel Platz bleibt nicht – seit das Babybett hier noch vorübergehend eingelagert wurde. Es wirkt ein wenig fehl am Platz zwischen all den Lebensmittelkisten, ist aber typisch für den Alltag bei Hermas Box.

Ein großer Teil des Gemeindehauses in Marcardsmoor wird jeden Mittwochvormittag und Freitagnachmittag beim Sortieren der Lebensmittel belegt. Foto: Nicole Böning

Ein großer Teil des Gemeindehauses in Marcardsmoor wird jeden Mittwochvormittag und Freitagnachmittag beim Sortieren der Lebensmittel belegt. 

Der Verein, der diesen Lagerraum im Marcardsmoorer Gemeindehaus nutzt, hat sich eigentlich auf die Ausgabe von Lebensmitteln spezialisiert. Doch wer hier hilft, weiß: Der Bedarf hört nicht an der eigenen Tür auf. Immer wieder landen auch Dinge wie das Babybett im Lager – für den Fall, dass ein anderer Verein oder eine Familie plötzlich dringend etwas braucht. „Wir arbeiten Hand in Hand mit der Kleiderkammer, den Alltagshelden und dem Generationenverein zusammen“, erklärt Dirk Sondermann.

Warum Hermas Box dringend Platz braucht

Hartwig Ocken gehört zum Team von etwa 20 Helfern bei Hermas Box – wer helfen möchte, kann sich bei Herma Schoon melden. Foto: Nicole BöningSondermann ist der zweite Vorsitzende des Vereins Hermas Box – oder wie er es nennt: „Der erste Mann nach Herma.“

Sondermann lacht. Im Jahr 2017 hat die Wiesmoorerin Herma Schoon den Verein ins Leben gerufen und es sich zur Aufgabe gemacht, Bedürftige und Obdachlose mit Lebensmitteln und dem Nötigsten zu versorgen. An diesem Tag ist Herma Schoon krank, deshalb ist es Dirk Sondermann, der das Thema anspricht, das den ehrenamtlichen Helfern unter den Nägeln brennt: Die Zeit im Gemeindehaus der Kreuzkirchengemeinde Marcardsmoor läuft ab.

Seit 2019 darf Hermas Box den Lagerraum in Marcardsmoor nutzen. Doch wenn Mittwochmorgen und Freitagnachmittag die Lebensmittelausgabe vorbereitet wird, reicht der Platz dort bei Weitem nicht aus.

Dann wird nicht nur das Lager, sondern auch die Küche und das große Foyer in Beschlag genommen. Denn die Helfer stellen Tische auf, räumen Kisten hin und her und verteilen die Lebensmittel in die Boxen für die Bedürftigen. Für ein Gemeindeleben ist dann kaum noch Platz – die Kirchengemeinde möchte ihre Räume zurück.

Lebensmittelhilfe in Wiesmoor: So sieht der Alltag bei Hermas Box aus

Unsere Arbeit hat inzwischen so einen Umfang angenommen, dass das alles nicht mehr passt“, sagt Sondermann. Aktuell versorgt Hermas Box rund 300 Bedürftige regelmäßig mit Lebensmitteln – und das sind nur die, die ihre Boxen am Mittwochvormittag oder Freitagnachmittag abholen oder gebracht bekommen. Zusätzlich fährt Dirk Sondermann jeden Mittwoch mit dem Bulli zum Tagesaufenthalt für Obdachlose nach Aurich. Dort sind insgesamt 120 Obdachlose gemeldet, etwa 80 von ihnen warten meist schon ungeduldig auf die Lieferung aus Wiesmoor.

Silke Ennen (links) vom Vorstand und Stefan Berends packen die beim Wiesmoorer Generationenverein gekochte Suppe für Obdachlose ab. Foto: Nicole Böning

Silke Ennen (links) vom Vorstand und Stefan Berends packen die beim Wiesmoorer Generationenverein gekochte Suppe für Obdachlose ab. 

„Es wäre schön, wenn wir einen Raum hätten, in dem wir die Tische stehen lassen können und nicht alles immer hin und her räumen müssten.“ Das kostet die Helfer nicht nur Zeit, sondern auch viel Kraft. Dabei ist es für Dirk Sondermann eh schon ein langer Tag. Sein Mittwoch beginnt früh: Schon um sieben Uhr morgens macht er sich auf den Weg, um Lebensmittelspenden bei Supermärkten und Bäckereien in der Umgebung einzusammeln. Dann bringt er die vollen Kisten ins Gemeindehaus, wo die Helfer bereits mit dem Aufbau beschäftigt sind, bereit, die Lebensmittel zu sortieren und für die Verteilung vorzubereiten.

Um 10.30 Uhr geht es mit dem Bulli zum Tagesaufenthalt für Obdachlose nach Aurich, um dort ab 11 Uhr Lebensmittel zu verteilen. Meistens endet Sondermanns Einsatz erst nach 14 Uhr. „Das ist für mich ein richtiger Arbeitstag“, sagt der 63-Jährige. „Wenn wir einen eigenen Raum hätten, in dem alles stehen bleiben kann, würde das uns allen die Arbeit sehr erleichtern.“ Die meisten Helferinnen und Helfer im Team sind selbst nicht mehr die Jüngsten – viele sind im Rentenalter. „Deshalb freuen wir uns immer über neue Unterstützung, egal ob regelmäßig oder nur ab und zu“, betont Sondermann.

Was genau sucht der Verein? Der neue Raum für Hermas Box sollte mindestens 40 Quadratmeter groß sein und in Wiesmoor liegen. Wichtig sind eine Toilette, eine Spüle und genügend Steckdosen für den Kühlschrank, den Gefrierschrank und eine Kaffeemaschine. Wichtig ist, dass der Raum beheizbar ist – damit die Helfer auch im Winter nicht frieren müssen. Am besten liegt der Raum im Erdgeschoss oder hat einen Fahrstuhl. „Wir schleppen und sortieren hier jede Woche mehrere Tonnen Lebensmittel, das bekommen wir mit dem Team sonst nicht hin“, sagt Dirk Sondermann.

Obdachlosenhilfe in Aurich: Herma liefert jede Woche

Parkplätze für die Helfer und einen sicheren Stellplatz für den Vereinsbulli wären ebenfalls hilfreich. „Eine Küche ist kein Muss, wir würden uns aber nicht beschweren, wenn wir das Essen für die Obdachlosen irgendwo vorbereiten können.“ Schön wäre, wenn die Miete möglichst gering wäre: „Jeder Euro, den wir nicht für die Miete ausgeben müssen, können wir für Lebensmittel für Bedürftige nutzen“, erklärt Dirk Sondermann. „Für erlassene Miete können wir auch eine Spendenquittung ausstellen.“

Wenn in dem neuen Zuhause auch noch Platz für vorübergehend untergebrachte Spenden wäre, wie das Babybett, würde das allen Vereinen im Umfeld von Hermas Box weiterhelfen. Die Vereine wissen, was oft gebraucht wird, und bei welcher Spende sie nicht nein sagen können, weil sie sicherlich schon bald gebraucht werden wird. Ein Notfall kann schnell eintreten. Wie an diesem Tag: Die Alltagshelden waren da, um Lebensmittel für eine Hilfsaktion abzuholen.

Ehrenamt am Limit:
Warum ein neuer Raum so wichtig ist

Eine alleinerziehende Frau mit sechs Kindern brauchte dringend Unterstützung. Der Vater hat das Konto leergeräumt und die Familie verlassen. „Da haben wir nicht lange überlegt. Gemeinsam mit den Alltagshelden haben wir alles zusammengepackt, was gebraucht wurde.“ Solche spontanen Hilfsaktionen gehören für Dirk Sondermann und das Team von Hermas Box längst zum Alltag. „Wenn Not am Mann ist, halten wir zusammen. Jeder hilft, wo er kann.“

Ob die Hilfe weitergehen kann, hängt jetzt davon ab, ob Hermas Box ein neues Zuhause findet. Wer helfen kann, meldet sich unter der Vereinsnummer 0174/7684943. Jede Unterstützung zählt – ob mit einem Raum, einer Spende oder tatkräftiger Hilfe. Doch ohne einen neuen Raum stehen vor allem von Altersarmut bedrohte Menschen, Alleinerziehende und Obdachlose in Wiesmoor und Umgebung bald ohne Unterstützung von Hermas Box da.

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